In der psychologischen Beratung findet ein Bewusstwerdungs- und Entfaltungsprozess statt. Es ist ein differenziertes Hinschauen auf sich selbst im Spiegel der therapeutischen Beziehung, um unbewusste emotionale Muster zu erkennen, Gewohntes zu hinterfragen, Neues zu entdecken und mehr von sich selbst zu verstehen, anzunehmen und zu leben.
Wer nach außen schaut, träumt. Wer nach innen schaut, erwacht. -C.G.Jung
Oft können wir unser Trauma benennen, unsere Muster verstehen und dennoch fühlen wir uns innerlich blockiert oder wie festgefahren. Das liegt daran, dass komplexe Traumata nicht nur in unserem Denken, sondern auch in unserem Körper gespeichert sind.
Viele Muster entstehen bereits in der vorsprachlichen Phase – also noch bevor wir sprechen können – in der frühen Bindung zu unseren Bezugspersonen. Sie prägen sich tief in unser Nervensystem ein und beeinflussen unbewusst, wie wir uns selbst, andere und die Welt erleben.
Im bindungs- und körperorientierten Ansatz geht es nicht nur darum, die Ursprünge unserer Muster zu verstehen. Es geht darum, in Kontakt zu treten mit jenen Anteilen in uns, die wir einst abspalten mussten, um zu überleben. Heilung wird dadurch zu einer tiefen, verkörperten Erfahrung – etwas, das wir fühlen und erleben, statt es nur kognitiv zu analysieren.
Der Körper trägt die Erinnerungen, die der Verstand vergessen hat. - L. Heller
Ein Schocktrauma ist ein einzelnes, zeitlich abgrenzbares, belastendes Ereignis, das uns ohne Vorwarnung überwältigt. Es löst in uns starke Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit und Angst aus, da wir keine Möglichkeiten haben, damit umzugehen. Schocktrauma kann ein Autounfall sein, ein Sturz, ein Ersticken, ein chirurgischer Eingriff, eine plötzliche Trennung oder der Tod eines geliebten Menschen.
Als Reaktion auf ein Schocktrauma kann unser Nervensystem in einem Stresskreislauf von Übererregung, internem Gefühl von Bedrohung und erhöhter Wachsamkeit blockiert bleiben, da die biologischen defensiven Antworten auf Gefahr (wie Schreckreflex, Orientierungsreflex, Flucht- und Kampfreflex) nicht zu Ende geführt werden konnten.
Bleiben wir über einen längeren Zeitraum in diesem Zustand von Übererregung blockiert, entwickeln wir Symptome wie Schlafstörungen, Nervosität, Ängste, Panikattacken, leichte Irritierbarkeit, Wutausbrüche, Hypersensibilität, Depressionen, Müdigkeit, Erschöpfungszustände, Schmerzen, Gedächtnisverlust, Zwangshandlungen und Zwangsgedanken, u.a.
Somatic Experiencing® ist ein von Dr. Peter Levine entwickelter wissenschaftlich fundierter körperorientierter Ansatz zur Auflösung von physischen und psychischen Symptomen von Schocktraumen. Er ermöglicht eine sanfte und schrittweise Vollendung von Kampf- und Fluchtreaktionen und somit die Freisetzung der gewaltigen Überlebenskräfte, die in den Traumasymptomen gebunden sind.
Trauma liegt nicht im Ereignis selbst, sondern in unserem Nervensystem.
- P. Levine
Entwicklungstraumata sind sehr frühe Verletzungen, die wir bereits im Mutterleib, bei unserer Geburt oder im Laufe unserer frühen Kindheit erfahren haben. Wir waren nicht gewollt oder es gab Abtreibungsversuche, die Mutter oder die Eltern waren selbst traumatisiert oder auf sich alleine gestellt. Die Beziehung zwischen den werdenden Eltern war problematisch.
Bei unserer Geburt gab es Komplikationen: wir haben erlebt, bei der Geburt zu ersticken, festzustecken oder invasiv mit der Zange oder unter Vollnarkose rausgeholt zu werden. Als Baby wurden wir oft alleine gelassen oder mussten alleine schlafen, was mit Todesangst verbunden ist.
Unsere Mutter war überängstlich oder hat uns mit leerem Blick angeschaut, weil sie unter Depressionen litt. All dies ist für uns als Baby überwältigend, da wir unausgereift zur Welt kommen und vollständig auf unsere Bezugspersonen angewiesen sind.
Weil wir nicht die Liebe bekommen haben, die wir gebraucht hätten, beginnen wir, uns an die äußeren Bedingungen anzupassen und zu glauben, dass wir nicht liebenswert sind. Um uns vor diesem tiefen Schmerz zu schützen, schneiden wir uns von unserem Herzen und unseren wahren Gefühlen und Bedürfnissen ab. Wir entwickeln Muster, die unbewusst in unserem Gedächtnis körperlich und emotional gespeichert sind. Sie bilden die zukünftige Grundlage dafür, wie wir uns selbst, die Welt und unsere Beziehungen zu anderen Menschen wahrnehmen.
NARM® (Neuroaffektives Bindungsmodell) ist eine von Dr. Laurence Heller entwickelte ressourcen- und körperorientierte Therapiemethode zur Heilung von Bindungs- und Entwicklungstraumen, die auf somatischen Grundlagen basiert. Sie betont unsere Stärken, Fähigkeiten und Resilienz setzt an der Regulierung des Nervensystems an.
Die körperorientierte Therapie unterstützt die Selbstwahrnehmung und das eigene Wachstum und lässt die grundlegenden Fähigkeiten in uns nachreifen, um unsere biologisch bedingten Bedürfnisse nach Verbindung, Einstimmung, Vertrauen, Autonomie, Liebe und Sexualität zu erkennen und zu erfüllen.
Trauma entsteht, wenn ein Teil unseres Wesens abgeschnitten oder verleugnet wird. Heilung beginnt mit der bewussten Rückkehr und Annahme dieser abgeschnittenen Anteile. - A.H. Almaas
Das zentrale Prinzip für den Wachstums- und Heilungsprozess ist das offene, achtsame und interessierte Erkunden. Offen und achtsam heißt, dass wir bereit sind, uns von unseren Gefühlen, Bedürfnissen und Empfindungen berühren zu lassen und gleichzeitig gewahr und aufmerksam dafür zu sein, was gerade passiert.
Wir schenken uns selbst Aufmerksamkeit und offenes Interesse, indem wir im Hier und Jetzt mit unserem gegenwärtigen Erleben in Kontakt gehen. Mithilfe des spürenden Gewahrsein richten wir unsere Aufmerksamkeit auf unseren Körper, auf unsere Gefühle und Bedürfnisse. Wir kommen in Kontakt mit unseren kindlichen Erfahrungen aus der Perspektive des Erwachsenen und können realisieren, dass die Gefahr von damals vorbei ist und auf unsere Überlebensstrategien einwirken.
Somatische Achtsamkeit verändert aufgrund der Neuroplastizität unsere Gehirnstrukturen und Erfahrungen nachhaltig. Sie vertieft die Erfahrung des gegenwärtigen Moments, des Körpers, unserer Innenwelt und somit der Fülle des Lebens. Sie verfeinert unsere Wahrnehmung, stärkt die Konzentration, fördert innere Gelassenheit und macht einen liebevollen und mitfühlenden Blick auf uns selbst und anderen möglich.
Sei präsent im gegenwärtigen Moment.
- Eckhart Tolle
Vera Walzl, geboren 1980 in Meran, Südtirol. Studierte Psychologie in Wien. Nach 7 Jahren Unterrichtstätigkeit arbeitet sie seit 2019 als selbstständige Psychologin und Traumatherapeutin in Meran, Obermais.
Meine Forschungsreise begann bereits in der Jugend und hat sich im Laufe meines Psychologiestudiums durch zahlreiche Aus- und Fortbildungen und langjährige Selbsterfahrungsprozesse vertieft. 2016 begegnete ich den traumaspezifischen Methoden Somatic Experience® und NARM®. Seither liegt mein Schwerpunkt auf bindungs- und körperorientierte Traumatherapie.
Die Neugier, die Liebe zur Wahrheit und die Suche nach dem, wer wir wirklich sind, begleiten und inspirieren meinen beruflichen wie persönlichen Weg bis heute.
Dr. Vera Walzl
Psychologin
Bindungs- und körperorientierte Traumatherapeutin
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